Annedore Methfessel (Nachruf)

Pionierin in der Trauerarbeit  
 

Wir trauern um Annedore Methfessel († 31.01.2025), Geschäftsführerin unseres Vereins für Trauerarbeit e.V., die nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstorben ist. Annedore Methfessel hat den Verein gegründet, über 25 Jahre ausgestaltet und Pionierarbeit darin geleistet, die Themen Trauer, Sterben und Tod in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken. Uns ist es ein Anliegen, ihr Wirken im Dienste der Menschen und ihren Einsatz für die systemische Verankerung der Trauerarbeit zu teilen und zu würdigen. 
 
Ihr Werdegang
 
Als Pfarrerstochter war Annedore Methfessel die theologische Neigung in die Wiege gelegt. Das Theologiestudium absolvierte sie in Bochum und Tübingen. Nach ihrem Gastvikariat in der Hannoverschen Landeskirche war sie Pfarrerin im Hilfsdienst in der Krankenhausseelsorge in Höxter. – Diese Arbeit hat ihre seelsorgerische und supervisorische Zukunft stark geprägt. Anschließend kehrte Annedore Methfessel zurück in die Region, in den evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten, wo sie als Krankenhausseelsorgerin am evangelischen Krankenhaus Hattingen wirkte. Später war sie bis zu ihrem Ruhestand Inhaberin der Kreispfarrstelle für Seelsorge und Beratung im evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten. Zudem war sie lange Jahre Mitglied des KSV und Scriba des Kirchenkreises. 
 
Der Verein für Trauerarbeit
 
Der Startschuss für ihre Engagement im Rahmen der Trauerarbeit war 1999 ein Seminar „Umgang mit Trauer“, das Annedore Methfessel als Pfarrerin für Seelsorge gemeinsam mit zwei Kollegen durchführte. Die Resonanz war so groß, dass man beschloss, die Trauerarbeit in Hattingen, wo es sonst kaum Angebote für Trauernde gab, dauerhaft zu verankern. Dies war die Geburtsstunde des Vereins für Trauerarbeit Hattingen e.V., den Annedore Methfessel – mit Unterstützung von Pfarrerin Petra Schulze (heute: ev. Rundfunkbeauftragte beim WDR) sowie den Unternehmern Walter Voss und Reinhard Quellmann – etablierte. Nach und nach lenkte sie ihren Fokus auf Trauerangebote, Fortbildungen und Kulturveranstaltungen und gewann nach und nach etwa 55 Mitglieder sowie den Vorstand rund um den 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Andreas Tromm: 
 
Nach der Gründung im Mai 1999 in Hattingen-Welper konnten bereits im August die ersten zwei Gesprächsgruppen für verwaiste Eltern angeboten werden, um trauernden Menschen zur Seite zu stehen und ihnen wieder Zuversicht und Lebensmut zu vermitteln. Wenige Monate später wurde auch das offene Trauercafé im alten Küsterhaus in Blankenstein eröffnet. Im folgenden Jahr kam eine Gruppe für jüngere Verwitwete hinzu.
Im Herbst 2002 initiierte Annedore Methfessel eine Spendenaktion für eigene Räumlichkeiten des Vereins im Paul-Gerhardt-Haus in Hattingen-Welper: Mitglieder der Trauergruppen schliffen Türen ab, Handwerker packten kostenlos mit an und Firmen spendeten Material. So konnte im Herbst 2003 das Zentrum für Trauerarbeit Hattingen e.V. eingeweiht werden. 
Das Jahr markierte auch den Beginn der Kinder- und Jugendtrauerarbeit unter dem Motto „traurig–mutig–stark“ für eine sensible Gruppe, die ihr besonders am Herzen lag. Im Jahr 2010 kam das zweite Trauercafé, gemeinsam geführt mit dem Ambulanten Hospizdienst, in Witten hinzu. 
Das neue Zentrum für Kinder- und Jugendtrauerbegleitung entstand 2012 in Witten und wurde 2019 noch einmal erweitert. Dort finden Kinder- und Jugendtrauergruppen statt, Einzelgespräche und seit 2024 auch Kreativ-Workshops für trauernde Kinder.
In den 25 Jahren Vereinsgeschichte machte sich Annedore Methfessel immer mehr auch für Fortbildungsveranstaltungen für Interessierte und Angehörige von Berufsgruppen, die mit Trauernden in Kontakt kommen, stark. So erfahren die Befähigungskurse zur Trauerbegleitung, Fortbildungssymposien für Ärzte, Pfleger und Seelsorger sowie Fachtagungen mit ihren hohen Qualitätsstandards deutschlandweit große Anerkennung. 
Auch initiierte sie regelmäßig Kulturveranstaltungen, um auf die Trauerarbeit aufmerksam zu machen. Zuletzt fand noch im November ein Konzert mit Götz Alsmann in Witten statt, zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Vereins.
 
Ein besonderes Augenmerk...
 
Über den Kirchenkreis und den Verein für Trauerarbeit hinaus hatte Annedore Methfessel großen Einfluss: Ihre Stimme hatte Gewicht – auch im Bundesverband für Trauerbegleitung (BVT). Als sie 2015 in den Ruhestand ging, entschied sie, ihr Engagement in der Weiterbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern zu erweitern. Gemeinsam mit Sven Dreger gründete sie das Pastoralpsychologische Zentrum Rhein-Ruhr (PZ.RR), um Qualifizierungen auch für Menschen zu ermöglichen, denen der Zugang zu klassischen KSA (Klinische Seelsorge-Ausbildung)-Kursen vorher kaum möglich war. Diese Ausbildungs-Kurse führte sie noch bis zuletzt selber durch.
 
Weiteres zur Person
 
Annedore Methfessel war eine Visionärin, die leidenschaftlich gestaltete. Sie entwickelte stets neue Ideen, wie sich positive Veränderung bewirken ließe. Wenn sie von etwas überzeugt war, ließ sie sich selten von ihrem eingeschlagenen Weg wieder abbringen. Annedore Methfessel war eine kompetente, strukturierte und zugleich den Menschen zugewandte Führungskraft, die das Potenzial in ihren Mitarbeitenden erkannte, sie herausforderte und in der eigenen Entfaltung und Weiterentwicklung als starke Team-Playerin unterstützte. Geschätzt wurde zudem ihre Integrität und ihr Sinn für Gerechtigkeit, vor allem aber ihre positive, zuversichtliche und mitreißende Ausstrahlung. Annedore Methfessel war eine begnadete Networkerin und Fundraiserin, wodurch sie die Entwicklung des Vereins stetig vorantrieb und neue Mitglieder, Unterstützer und Interessenten gewann. Als Liebhaberin von Kultur und Musik konnte sie immer wieder Musiker und Kunstausstellende, Schauspielerinnen und Schriftsteller für Benefizveranstaltungen und Aufführungen gewinnen – wie Götz Alsmann, Klezmer Chai, Christine Westermann, Frank Goosen oder Maria Wolf. Auch privat war Annedore Methfessel immer in Bewegung: Sie liebte das Reisen, Gesellschaftsspiele, Kochen und gutes Essen, Wanderungen und Krimis und verbrachte gern Zeit mit ihrem Ehemann, mit ihrer Familie und mit ihren Freunden.
 
Wir alle werden Annedore Methfessel in dankbarer Erinnerung behalten. (Verein für Trauerarbeit e.V.)
 
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